Ein spirituelles Märchen
Kapitel 1
Gott bat Mutter Erde, sich für den Aufstieg in eine höhere Schwingung bereit zu machen, denn es sei an der Zeit, dass Mutter Erde aus der 3. Dimension heraus komme und sich in eine Höhere erhebe.
Verzweifelt wendet sich Mutter Erde an Gott :
„Du hast gut reden - fordern kann Jeder. Ich würde ja gerne endlich aufsteigen, doch die Menschen, mit ihren widerlichen Gedanken und ihrem widerlichen Tun, das wie ein Nebelschleier auf meiner Oberfläche liegt, hindern mich daran. Ich kann tun was ich will, doch solange dieser ekelerregende, schleimige Nebelschleier über mir liegt, bin ich total blockiert.
Gott wurde nachdenklich - sehr nachdenklich sogar: „Mir ist auch schon aufgefallen, dass es da auf Deiner Oberfläche brodelt. Die Menschen sind völlig ohne Vernunft. Eine Sintflut will ich nicht schon wieder inszenieren. Die würde zuviel Menschen ausrotten und Du bist das Letztemal ja fast daran ertrunken. Was soll ich tun, was würdest Du ertragen?“
Da meint Mutter Erde: Nein Du, eine erneute Sintflut wäre wirklich nichts mehr für mich, in meinem Alter - wo denkst Du hin. Zudem gibt es doch schon eine rechte Anzahl von Menschen, die überaus Gutes für mich tun und auch für Dich. Sie nennen sich Lichtarbeiter, weil sie das Licht bringen und die Dunkelheit vertreiben. Sie klären die Menschen über Dein Reich auf, dass sie nach dem Körpertod weiterleben werden, in einem Paradies, wo es das Böse nicht gibt. Es gibt welche, die können mit Deinen Engeln kommunizieren - oder mit den Verstorbenen und vielen anderen Geistwesen. Und immer, wenn sie einem Menschen, jeder auf seine Art, sei es als Kontaktmedium, Engelmedium, Hellseher oder Heiler, dein Reich nahe bringen, leisten sie mir einen wunderbaren Dienst - und Dir auch. Es sind wunderbare Menschen - Du solltest sie etwas mehr unterstützen, mein Lieber“
Gott kam aus dem Staunen gar nicht heraus: „Das habe ich gar nicht gewusst? Sind es denn so Wenige, dass mir das nicht aufgefallen ist? Ich weiss doch sonst auch immer Alles!“
„Du siehst sie kaum, mein Lieber“ sagt Mutter Erde etwas frustriert „es sind noch viel zuwenig. Doch nimm Dein Fernglas uns sieh auf meine Oberfläche. Du wirst Einzelne finden. Du erkennst sie daran, dass sie hell leuchten, so feinfühlig sind sie“
„Ja, jetzt sehe ich sie. Aber das sind ja so wenige. Die sollen Dir Helfen, Dich von all den Parasiten und all dem Ungeziefer zu befreien? Was können denn so wenige schon bewirken?“
„Noch sind es Wenige. Doch es werden immer mehr. Was meinst Du, kannst Du nicht da ein Bisschen einwirken? Hast keinen Plan, wie man diese Lichtarbeiter vermehren könnte? Kannst Du Dich mal mit Deinen Erzengeln darüber unterhalten? Oder mit den aufgestiegenen Meistern? Es müsste doch einen Weg geben“.
Gott versprach Mutter Erde, sich dieser Angelegenheit vordringlich zu widmen und nach einer geeigneten Lösung zu suchen, damit diese Lichtarbeiter sich vermehren.
Und so geschah es. Gott unterhielt sich mit Erzengel Michael, seinem Stellvertreter. Dieser wollte seinen Kollegen Jophiel beiziehen, den Engel der Weisheit und des Wissens.
Eine erste Zusammenkunft ergab schon gute Ideen zur Lösung. Als erster sandte man Erzengel Zadkiel zu Mutter Erde, die nach dem Gespräch mit Gott ganz verzweifelt war, er soll ihr Trost geben. Dann konsultierte Michael Erzengel Metatron, den Hüter des göttlichen Lichtes, des göttlichen Lebens, des vollkommenen Menschen. Er soll seinen Teil zu diesem Grossprojekt beitragen und die Lichtarbeiter sichten, beurteilen, sodass man jeden Einzelnen im göttlichen Plan platzieren konnte. Erzengel Sandalphon hingegen wurde von Gott ermahnt, seine Arbeit als Gärtner der Seelen und Hüter des Wachstums besser auszuüben. Zuviel Unkraut hat sich angesammelt unter den Menschen. Zudem dürfe er ruhig etwas mehr mit Erzengel Gabriel zusammen arbeiten, der den Umgang mit Gefühlen überwacht und die Seelen durch die Inkarnationen leitet.
Erzengel Gabriele stellte in Aussicht, seinen Teil am Projekt beizutragen, indem er das Licht Gottes stärker verbreitet. Allerdings kann er das nur Zeitweilig und über einen eher kurzen Zeitraum von vielleicht 120 Jahren tun, damit er sich selber nicht zu sehr verausgabt. Man hatte Verständnis.
Erzengel Raphael, der Arzt Gottes, hatte einfach zur Verfügung zu stehen um auch in Notfällen umgehend sein heilendes, grünes Licht einsetzen zu können Und Erzengel Uriel, Engel der Lebenskraft und Energie, soll die Lichtarbeiter mit seinen bei ihrer Arbeit stark unterstützen.
Als alle auf ihren Transportwolken den Sitzungssaal verliessen, streichelte Gott über seinen langen, wunderschönen weissen Bart und rief Mutter Erde:
„Wir haben einen Plan, doch muss Du uns helfen, ihn zu verwirklichen. Wir sind überein gekommen, dass wir bei den Lichtarbeitern mehr Paare einsetzen sollten. Als Paar sind die Lichtarbeiter stärker und gut wäre, wenn zwei zusammengefundene Lichtarbeiter nicht auf demselben Gebiet ihre Stärke hätten. Wir denken, es sollten nicht zwei Kontaktmedien als Paar auftreten, besser wäre es, ein Heiler und ein Kontaktmedium könnten sich finden. Bitte mach uns umgehend auf mögliche Paarungen aufmerksam, wenn Du solche siehst.
Kapitel 2
Januar, ein Jahr zuvor. Es ist bitterkalt. Schnee liegt auf den Gräbern und die Erde beim frisch ausgehobenen Grab ist trocken und gefroren.
Da kommt ein Zug von der Friedhofskapelle. Voran ein alter, schmächtig wirkender Pfarrer in kostbarer Gewandung in reinstem Weiss mit Gold besetzt. Neben ihm gehend sein Gehilfe, ein kräftiger Mann mit einem Bierbauch, der seine Soutane eng werden liess. Dahinter zwei Friedhofsgärtner ganz in schwarz gekleidet, die den zweiräderigen Karren mit dem braunen Sarg
zum frisch ausgehobenen Grab zu schieben hatten. Dann die Trauergemeinde. Der vor sechs Tagen gewordene Witwer alleine und hinter ihm die drei Schwestern, der Neffe und die beiden Nichten der Verstorbenen. Am Grab angelangt wurde der Sarg durch die beiden Friedhofsgärtner abgeladen und neben das Grab gestellt. Ganz nach dem Brauch der orthodoxen Kirche wurde der Sargdeckel entfernt und der Pfarrer waltete seines Amtes wogegen sein Gehilfe mit tiefer Bassstimme laut die Liturgie sang.
Schnell kam der Zeitpunkt, dass der Sarg tief in die Erde abgelassen wurde und jeder der Trauergäste noch ein Letztesmal die Verstorbene mit Blumen ehrte und man sich der kleinen Schaufel bediente um etwas Erde auf den Sarg zu geben als Symbol des Abschiedes, der so unendlich endgültig war.
Kapitel 3
Mutter Erde klopft an die grosse, schwere Himmelstür zum Thronzimmer Gottes. „Nur herein“ ruft dieser und geht selber ein paar Schritte auf diese massive, aus göttlichen Energien gefertigte Türe zu.
Zaghaft trat Mutter Erde ein und neigte ihr Haupt vor Gott, der sich in seiner Herrlichkeit Heute selbst übertraf. Das neue Gewand, das ihm die Erzengel zum Jahrestag der Erschaffung der Erde geschenkt haben, stand ihm ausgezeichnet und machte ihn weit jünger, als er in Tat und Wahrheit war.
„Ja wer besucht mich denn da“ fragte er gutgelaunt „Mutter Erde, was treibt Dich zu mir?“
„Du hast mich doch beauftragt, mich nach Lichtarbeitern umzusehen, die als Paar bessere Arbeit leisten könnten als als Einzelpersonen.“
„Ja, richtig - ich habe das schon fast vergessen…hm…ich komm halt in’s Alter“
„Ich habe da zwei Menschen gesehen, die würden sich vermutlich eignen, Deinem Projekt zum Erfolg zu verhelfen“
„Oh - das klingt aber interessant. Wissen es die Erzengel schon?“
„Nein, ich dachte, es ist besser, wenn ich mich direkt an Dich wende, denn die Aufträge erteilst ja Du“
„Das ist richtig - nun leg mal los, hast mich Neugierig gemacht“
„Also: Da lebt ein frischgebackener Witwer alleine in einer grossen Wohnung. Er war kürzlich bei einem Medium, weil er in seiner Trauer wissen wollte, ob es seiner Frau gut geht bei Dir. Das Medium erzählt ihm allerlei und leider auch allerlei Unsinn.
Unzufrieden wendet sich der Witwer, sein Name ist Karl, nur einen Monat später an ein anderes Medium und dachte „WOW - das ist es“ bis Karl merkte, dass auch dieses Medium ihm sehr viele unwahre Geschichten erzählte, nur um die Stunde voll zu bekommen.
Karl begab sich auf die Suche nach einem Medium in seiner Nähe (die ersten beiden waren doch sehr weit entfernt). Karl wurde fündig. Das heisst, er fand kein Medium, das ihm weiter half, aber er fand die Möglichkeit einen Kurs in Medialität zu besuchen. Es waren seine ersten Schritte, doch kam er nicht so richtig voran. „Du stehst Dir selber im Weg“ ermahnte ihn seine spirituelle Lehrerin und verlangte von Karl Sachen, die er aus Unwissenheit nicht in der Lage war, zu bringen.“erzählte Mutter Erde.
„Aha“ sprach Gott „und was denkst Du,,wie dieser Mann unserer Sache helfen kann?“
„Nun - ich sehe an seinem Energiefeld, dass er ein guter Heiler wäre. Ihm fehlt nur das notwendige Wissen“
„Das kann man ihm beibringen - wie denkst Du geht’s weiter? Ist dieser…wie heisst er schon wieder?…äh - Karl. Ist dieser Karl Teamfähig? Und was für ein Partner oder eine Partnerin könntest Du für ihn vorschlagen?“
„Ich kenne da eine Frau. Sie hat die Gabe, sich mit Verstorbenen zu unterhalten. Dies schon seit ihrer Kindheit. Zudem ist sie Mutter von zwei reizenden Töchtern und hat ihr Leben, trotz oft widrigsten Umständen ohne fremde Hilfe gemeistert.“
„O.K - meinte Gott - dann nichts wie los. Führen wir sie zusammen.“
„Halt, halt, nur nicht so schnell. Die Sache hat einen Hacken.“
„Welchen?“
„Er Ist gut 30 Jahre älter als sie.“
„Ups - aber das ist doch kein Grund, das Handtuch zu werfen“
„Das nicht - aber sie wohnen beide sehr weit auseinander“
„Und jetzt, haben sie denn keine Verkehrsmittel, sich zu erreichen? Auto oder so ?“
„Ach, wenn es nur das wäre. Aber es kommt noch etwas dazu, das sehr wichtig wäre, wenn zwei Menschen zusammenarbeiten sollen.“
„Und das wäre?“
„Sie müssen sich mögen“
„Ja denkst Du, sie mögen sich nicht, wenn sie sich sehen?“
„Das nicht gerade, sie werden sich aber nicht unbedingt in die Arme fallen.“
„Sollen sie das denn? Sie sollten ja eine Arbeit als Team verrichten und sich nicht in den Armen liegen.“
„Oh Gott - bist Heute aber auch grad nicht von Merkenhausen, gell“ sagt lachend Mutter Erde „Klar sollen sie sich nicht in den Armen liegen. Doch um die Arbeit als Lichtarbeiter zusammen wahr nehmen zu können, sollten sie sich zum Mindesten mögen.“
„Da kann man doch ein bisschen nachhelfen - oder“ sprach Gott mit einem Augenzwinkern.
„Eben, genau das meine ich“ Mutter Erde schmunzelt „bist doch noch nicht so alt, wie man immer sagt“ lacht sie.
„Frechdachs“ Gott will mehr wissen.
Und so besprachen sich Gott und Mutter Erde eine ganze Erdenwoche lang, was man das alles so tun könnte damit sich die Beiden mögen, ohne dass es gleich eine Liebesbeziehung daraus ergibt.
Die Beiden, Gott und Mutter Erde amüsierten sich noch köstlich, bis Gott sagte: „Jetzt habe ich eine Idee, jetzt setze ich die Erzengel in Alarmbereitschaft“ lachte und verabschiedete sich von Mutter Erde.
Kapitel 4
Dem Ruf Gottes folgend tritt Erzengel Michael vor den Thron Gottes, verneigt sich aus Ehrfurcht und fragt „Was kann ich für Dich tun, Vater?“ (Gott liebte es, mit Vater angesprochen zu werden, obwohl er ja nicht nur Männlich ist und auch das Weibliche in sich vereint).
„Nun - wir haben da zwei Menschen, die man zusammenführen soll, weil sie gemeinsam gute Lichtarbeiter werden können und gemeinsam Mutter Erde zur Hilfe gereichen würden?“
„Ach ja“ sagt Michael“ und wer wäre das?“
Gott erklärt es Michael, macht ihn aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass sich die Beiden nicht kennen, aus verschiedenen Ländern stammen und nicht unerheblich weit auseinander wohnen sowie, dass Karl noch nicht gerade sehr bewandert ist in der Medialität und sie, die Betti, schon seit ihrer Kindheit Kontakte zur geistigen Welt hat.
Nach kurzer Überlegung meint Michael: „Weisst Du was? Wir führen die Beiden zusammen. Wir schicken sie zu einem Wochenendseminar in Medialität. Dort sollen sie sich kennenlernen.“
„Gute Idee“ meint Gott - ja, so machen wir es und schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche. Erstens Lernen die Beiden etwas über mein Reich und zweitens können wir sie so gut zusammenführen“.
Gesagt getan liess Michael bei Beiden den Wunsch nach Ausbildung in Medialität sowohl in Betti’s als auch in Karl’s Herz aufblühen.
Nichtsahnend melden sich beide zu demselben Wochenendseminar an. Nichtsahnend und voller Erwartung reisen Beide am letzten Wochenende des Januar zu diesem Seminar.
Karl war der Erste, der den Schulungsraum betrat. Er begrüsste die spirituelle Lehrerin, ein Medium und Heilerin und tauschte mit ihr Gedanken aus. Karl hatte ein Hörproblem. Er hört nur einseitig und auch da nur reduziert, was es der hiesigen spirituellen Lehrerin mitteilte mit der Bitte um deutliche Ausspräche, was ihm diese gerne und verständnisvoll zusicherte.
Sukzessive füllte sich der Raum mit den Teilnehmern. Karl war sichtlich zufrieden und gespannt.
Auch Betti betrat inzwischen den Schulungsraum und ein unerwartet komisches Gefühl kam bei ihr hoch. Sie erblickte Karl und hatte den schier unwiderstehlichen Wunsch, zu ihm hin zu gehen und ihn zu umarmen, spürt dabei, dass sie vom Geist einer Frau dazu gedrängt wurde. Betti konnte sich zurückhalten.
Der Kurs begann und im Laufe des Kurses kam es zu einer Übung „geistiges Heilen“ Dazu wurden Zweiergruppen gebildet. Ein Teilnehmer soll Heilen, der Andere soll melden, was er verspürt.
Betti schickte ein Stossgebet zum Himmel. Sie wollte unbedingt mit Karl zusammen diese Übung machen, sie wurde wieder dazu gedrängt, wobei sie nicht heilen, sondern einen Jenseitskontakt geben wollte, denn genau das wollte die geistigen Welt von ihr.
Die Lehrerin entsprach Betti’s Wunsch und verwies Karl und Betti, sich in einem anderen Raum zu üben, wo mehr Ruhe sein.
Die Zwei taten wie geheissen und Karl sandte heilende Energie an Betti. Das Feedback, das Karl erhielt, war positiv, Betti hat die von ihm kommende Energie gespürt. Die Beiden tauschten noch ein paar Gedanken, bis Betti meldete, dass jetzt sie am Zug ist und Karl einen Jenseitskontakt geben wolle.
Karl lauschte gespannt, was Betti ihm zu sagen hatte:
„Ich sage Dir heute noch nicht, was vor Deiner Zeit bei mir war. Ich will Dich nicht belasten, aber wisse, ich bin immer bei Dir und begleite Dich.“ wurde durch Betti aus der geistigen Welt übermittelt.
Karl war erschüttert. Er erkannte in der ganzen Art der Aussage seine vor einem Jahr verstorbene Frau.
Für Betti war der Auftrag erfüllt und Karl wischte sich die Tränen aus den Augen.
Für den weiteren Kursverlauf sollten die Beiden nicht mehr aufeinander treffen.
***
Michael und Gott sahen dieser Begegnung mit Freude und schmunzelten sich gegenseitig zu.
„Das war ja eine nette Begegnung. Aber das kann ja nicht Alles sein. Karl scheint sich nicht sehr für diese Frau zu interessieren“ meint Michael.
„Warts mal ab“ meint Gott „die Geschichte geht weiter“ und kann es sich nicht verkneifen, spitzbübisch zu lachen.
Kapitel 5
Sonntagabend. Der Kurs ist vorbei, man nimmt Abschied. Wie es so in esoterischen Kreisen üblich, umarmt man sich.
Karl fand, er sollte sich schon von Betti verabschieden, schliesslich hat sie ihm ja einen wunderschönen Kontakt zu seiner Frau hergestellt. Gesagt getan, wartet Karl den richtigen Moment ab, geht zu Betti hin, umarmt sie und gibt ihr seine Visitenkarte mit dem Wunsch, dass man sich vielleicht einmal treffen könnte.
Betti, die sonst nie von Jemanden an Kursen Visitkarten, Telefonnummern oder ähnliches entgegen nimmt - das ist ihr Grundsatz - nimmt die Karte von Karl an. Auch sie verabschiedet sich. Beide verlassen den Raum, steigen in ihr Auto und fahren den langen Weg Nachhause.
***
„Na siehst Du, jetzt sind Beide weg ohne sich viel zu sagen“ schimpft Michael.
„Warts ab - es kommt schon noch“ der Schalk sass Gott in den Augen.
„Ja, aber heute ist Montag und Er hat Sie schon vergessen - aus - amen - finito“ Michael ist enttäuscht, doch Gott lacht „Warts ab, warts ab“ und liess dem Erzengel Chamuel eine Mail zustellen.
Kapitel 6
Dienstag. Zwei Tage nach dem Kurs. Karl begibt sich zum vereinbarten Termin mit einem Medium. Sie erzählte ihm von seinem Vater, dann von der Mutter, die ja Beide schon in der geistigen Welt weilen, um schlussendlich auf seine beiden Frauen, die ihm voraus gegangen sind, zu sprechen zu kommen.
„Du“ sagt das Medium, „Deine beiden Frauen haben sich zusammen getan und ein Päktchen geschlossen“
„Was für ein Päktchen“
„Sie wollen Dir eine Frau bringen“
„Nein, nein,“ wehrt Karl vehement ab „ich will keine neue Partnerschaft. Ich würde es nicht ertragen, wenn eine weitere Frau vor mir gehen würde“
„Man kann nie wissen“ meint das Medium „es könnte ja eine schöne Freundschaft sein.“
***
„Siehst Du“ meint Gott zu Michael „der Grundstein ist somit gelegt“
„Freu Dich nicht zu früh, Vater, Du weisst, Menschen sind unberechenbar“ und lacht.
„Die Menschen haben doch da so eine Kommunikationsgelegenheit, soziale Kontakte, die sie Facebook nennen. Weisst Du was, Michael? Diese Gelegenheit nutzen wir - wie gehen auf Facebook - das ist jetzt eine Arbeit für Erzengel Chamuel.“
„Aber Vater - wie willst Du denn das bewerkstelligen? willst tatsächlich einen Account eröffnen?“
„Nicht ich, Dummerchen - wir lassen Betti in Aktion treten“. sprach’s und verschwand in den Wolken.
„Du Schelm“ meint Michael lachend „ich ahne, was Du tun willst“
***“
Sonntag, der 7. Februar. Betti sitzt am Esstisch, eine grosse Tasse Kaffe vor sich. Betti trinkt gerne Kaffee. Ihr Partner und ihre Tochter schlafen noch. Betti ist schon länger wach. Ihre Katze hat fürchterlich gejammert. Vermutlich war sie wieder nahe am verhungern, denkt Betti schmunzelnd, stand auf und fütterte das Fellknäuel.
Doch dann war Betti nicht mehr um’s Schlafen. Sie nahm ihr Handy und blätterte auf Facebook. Plötzlich schoss es ihr durch den Kopf: „Da war doch dieser Karl, dort, am Kurs. Wo habe ich nur seine Visitenkarte - ach ja, da“ und zog das Kärtchen aus der Handyhülle.“ Mal sehen, ob sich der an mich erinnert. Das war ja noch ganz nett - sprach’s und suchte Karl auf Facebook, fand ihn und liess eine Freundschaftsanfrage laufen.
***
„Siehst Du, es funktioniert“ sprach Gott lachend.“
„Ich sag ja - Du bist ein Sapperlot“ grinst Michael“.
***
Viele Kilometer weit entfernt sitzt Karl gerade am PC - welch durch Gott gesteuerter „Zufall“ - und blättert wie Betti, auf den Seiten von Facebook, bis er den „Ping“ hört, der ihn darauf aufmerksam macht, dass eine Nachricht eingetroffen ist.
Karl sieh auf den Bildschirm und entdeckt rechts Oben bei den zwei Figürchen, die Freundschaftsanfragen aufzeigen, eine rote 1.
Neugierig öffnet Karl die Nachricht mit einem Mausklick auf die Figürchen und sieht das Profilbild von Betti.
Karl war schon etwas überrascht, denn er hätte nie erwartet, dass sich Betti auf diesem Weg bei ihm meldet. Er hat ja nirgends erwähnt, dass er auf Facebook weilt.
Er musste nicht lange überlegen. Nett war sie ja, diese Betti. Ein Treffen mit ihr zum Gedankenaustausch wäre ja auch schön. Und so war der Entschluss schnell gefasst, er erwiderte ihre Freundschaftsanfrage.
***
„Siehst Du“ sagte Gott zu Michael „geht doch ganz einfach. Nur eine Eingebung auf den Weg schicken und schon beginnen sich die Menschenwesen nach unserem Wunsch zu bewegen“.
„Ja Vater, ich weiss“ erwidert Michael „ist schon klar, dass alles so kommt, wie Du es haben willst.
Nur - verletzt Du da den Freien Willen der Menschen, wenn Du sie wie Marionetten nach Deinem Gusto tanzen lässt“ Michael ist konsterniert.
„Ein Bisschen, Michael, nur ein Bisschen. Aber weisst, ICH habe ihnen ja den freien Willen gegeben, ICH kann ihn ihnen auch wieder nehmen -also, was solle. Ich hab ja nur ein Bisschen manipuliert“
„Ja schon, Vater, aber ganz so fair war das denn nun auch wieder nicht. Man kann nicht Geschenke verteilen und sie dann eine Weile später wieder zurück holen.“ schimpft Michael mit Gott und dieser spricht:
„Du hast ja schon recht - aber in gewissen Fällen….wie hier? Ist das denn so schlimm?“
Michael lacht: „Du bist und bleibst ein Schlaumeier - aber Du hast recht, wie immer“.
***
Es dauerte nicht lange, kamen die ersten Messages von Betti. Klaus las sie aufmerksam und antwortete dem Text entsprechend. Für ihn war dieser Gedankenaustausch Willkommen. Die Einsamkeit, die er seit dem Tod seiner Frau hat, nimmt ihn ziemlich stark her. So hatte er Freude an jeder Nachricht, die ihn erreichte.
Doch eines Tages, es war ende des Monats Februar, bekam er von Betti eine Nachricht, die ihn eigentlich hätte aufhorchen lassen sollen.
***
„Was ist denn mit dem los“ bemerkte Michael, als er wieder einmal vor Gottes Thron stand „der Typ reagiert ja gar nicht auf diese Nachricht“. Und damit meinte er Karl, der von Betti eine Nachricht erhielt, die, bei näherem Betrachten, ein Hilferuf war.
„Kalt wie ein Fisch“ bemerkte Gott „ ich denke, da sollte man etwas nachhelfen“.
„Willst Du wieder den freien Willen des Menschen wieder missachten, Vater?“ meint Michael Vorwurfsvoll.
„Nein, nein, beruhige Dich“ sprach Gott „ich will in ihm nur die Liebe entfachen - der Kerl ist mir nun wirklich ein Schläfer, der geweckt werden muss.“
„Ich hätte da eine Idee. Jesus wäre da genau die richtige Hilfe. Seine Energie ist die reinste Liebe, die man sich vorstellen kann. Dieser Energie gibt es nichts entgegen zu setzen“. Michael ist voll erfüllt von seinem Geistesblitz und schaut Gott fragend in die Augen.
„Wobei Du recht hast. Ich werde Jesus gleich rufen lassen“.
Es ging sehr schnell und Jesus stand vor dem Vater: „Du hast mich gerufen - was steht denn so dringlich an, dass ich meine Arbeit, den Menschen Liebe statt Hass in ihre Seele zu pflanzen, unterbrechen muss?“
„Du wirst gleich wieder zu tun haben - da unten ist ein Erdenbürger, den brauchen wir, er soll uns helfen, die Menschen aufzuklären“ und Gott erzählte Jesus von seinem Plan und was bisher alles unternommen wurde.
Jesus staunt: „Ihr wollt wirklich, dass sich dieser alte Mann in diese junge Frau verliebt? Keine Chance für ihn. Ich finde das jetzt nicht fair.“
„Das ist ja nur vorübergehend“, meint Gott. „er muss sich in sie verlieben, damit er ihr hilft, ihre Probleme zu lösen und damit er bereit ist, mit ihr zusammen zu arbeiten“.
„Das finde ich jetzt aber richtig fies von Dir, Vater“
„Das habe ich auch gesagt“ meldet Michael.
„Was seid Ihr doch für Weichlinge. Das ist ja wirklich nur vorübergehend. Und nur dass er mitmacht, unseren Plan zu verwirklichen.“ sprach’s und setzte sich genüsslich auf seinen Wolkenthron.
„Also gut - aber nur, wenn Du die Verantwortung für allfällige Schädigungen an den Seele der Beiden übernimmst!“ sagte Jesus mit ernster Stimme und Michael nickte ihm zu.
„Aber klar, Ihr Nörgeler - ich übernehme ich die Verantwortung. Ich habe sie ja erschaffen und weiss sehr wohl , wieviel Last er tragen kann, und was sie erträgt.“ Sprach’s und erwartete, dass Jesus in Aktion tritt.
Jesus machte sich an’s Werk, sandte seine Energie der reinen Liebe mitten in’s Herzen von Karl.
***
Sonntag, 28. Februar.
Karl besuchte, wie fast jeden Sonntag, den Gottesdienst in der serbisch orthodoxen Kirche. Er versteht kein Wort, die Liturgie wird in Serbisch gehalten. Dennoch gibt ihm dieser Gottesdienst eine gewisse Wärme. Seine Frau ist hier ja ein und aus gegangen. Sie war orthodoxen Glaubens. Somit war es für Karl eine Begegnung mit der Seele seiner Frau, wenn er sich am Gottesdienst in dieser Kirche beteiligte.
Karl sitzt auf der Bank, die an der Seite der Kirche entlang läuft während dessen die übrigen Gläubigen die Liturgie stehend verfolgten. Nein, Karl konnte nicht mehr so lange stehen. Sein Rückenleiden hinderte ihn daran.
So auf der Bank sitzend beteiligte Karl sich so gut es ging am Gottesdienst. Er hat zu Beginn für seine beiden Frauen in der geistigen Welt je eine Kerze angezündet und gebetet.
Ganz plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Was hat Betti da geschrieben vor zwei Tagen? War das nicht ein Hilferuf?
Er wartete, bis der Gottesdienst vorbei war um dann auf seinem Handy die Nachricht nochmals zu lesen. Und diesmal las er den Hilfeschrei nicht nur, er hörte ihn, laut und deutlich.
Betti ist in Not.
Kapitel 7
„Jipiiiii - es hat genützt, es hat genützt“ der sonst so ruhige, gelassene und stämmige Michael tanzte im Thronsaal herum und freute sich wie ein Kind, dass in Karl die Liebe zu wachsen begann.
Jesus stand daneben und lächelte. So hatte er Michael noch nie gesehen.
Doch Gott blieb ernst.
„Wir müssen zusehen, dass diese Liebe nicht zu weit geht. Immerhin hat Betti mit ihren zwei Kindern und ihrem Lebenspartner eine Familie. Und Familien sind heilig. Die müssen intakt bleiben.
***
Inzwischen sind Tage vergangen und Betti suchte weiter Verständnis für ihre derzeitige Situation. Die liebenswürdigen Worte, die sie Karl jeweils schrieb - die Beiden schreiben sich inzwischen Täglich, oft mehrmals - lösten bei ihm Stürme der Liebe zu Betti aus.
Er war nun tatsächlich bis über beide Ohren verliebt in sie, dies im vollen Wissen, dass sie seine Liebe niemals in diesem Masse erwidern kann. Zuviels spricht gegen eine Liebesbeziehung zwischen den Beiden und ist von der geistigen Welt auch nicht so vorgesehen.
So kam es, dass Betti Karl’s Liebeserklärung in einer äusserst netten und liebevolle Message zurück wies, ihm allerdings die Freundschaft anbot.
Karl konsultierte ein Medium, weil er mit der Liebe zu Betti nicht klar kam. Zu stark waren die Gefühle und dennoch wusste er, dass es ihm nichts nützt, sich weiterhin zu plagen. So nahm er fremde Hilfe in Anspruch.
Das Medium - es war die Lehrerin vom Januarkurs - eröffnete ihm, dass zwischen Betti und ihm eine Seelenverbindung besteht, eine Verbindung, die man nicht trennen kann. Sie wusste zu berichten, dass Betti und Karl schon in frühen Leben eine Familienbeziehung hatten.
So war es für beide etwas klarer geworden, weshalb der starke Zug zueinander ihr Leben fortan bestimmen soll.
Betti und Karl besuchten zusammen Weiterbildungskurse in der Medialität, erlebten zwischendurch einige unliebsame Einflüsse von Aussen, gegen die sich Beide recht gut zu stellen vermochten weil sie zusammenhielte.
Doch dann, ab Juni gab es keinen Anlass mehr, sich zu ärgern. Die Beiden besuchten zusammen eine Jahresausbildung in Medialität und wagten es im darauf folgenden Mai nach England zu fliegen um sich in Stansted-Hall, im Arthur Findley College weiter zu bilden. Sie genossen diese Woche in vollen Zügen und es war für Beide die Erfüllung eines Traumes, den sie gerne wiederholen möchten.
Karl spezialisiert sich auf das geistige Heilen und die Tierkommunikation, während Betti sich voll und ganz ihrem angeborenen Talent, der Kommunikation mit Verstorbenen widmet. Zu Zweit ist es ihnen nun möglich, den Menschen zu helfen, die geistige Welt zu verstehen. Und wenn die Zeit reif ist, werden aus den jetzigen einzelnen Kunden Mehrere. Diesbezüglich vertrauen Beide voll und ganz der geistigen Welt, die sie zusammengeführt hat.
***
„Seht Ihr“ sprach Gott zu Michael und Jesus „dieses Bisschen Manipulation war doch recht gut - oder? Wir haben ein Lichtarbeiter-Paar mehr, das unsere Sache vertritt“ und wandte sich Mutter Erde zu, die inzwischen auch im Thronsaal Gottes eingetroffen ist und diese Geschichte wohlwollend zur Kenntnis nahm, wobei sie es sich nicht verkneifen konnte zu sagen „und jetzt macht bitte weiter in diesem Sinne - es können nicht genug werden.“
Ende